Bericht vom Sail-Ex 2006
Sail-Ex 2006
Bericht vom Lümmeltörn 2006 - Ein gemeinsames Projekt der Bordgemeinschaften D185 und D187
Freitag 05.05.2006 15:00 h
Das Sammeln der Segelteilnehmer erfolgte in alter Manier (von Zerstörerfahrern) Wir fielen über ein Restaurant namens Fördeblick her welches unweit des Thiessenkais in Kiel-Holtenau liegt. Heuschreckenartig, eben so wie früher in Lissabon, Jamaika oder Nigeria.
Die Tische wurden kurzerhand zusammengestellt und es wurden, nach erster Begrüßung, diverse Getränke bestellt.
Die, in gestärkten weissen Schürzen, gekleideten Kellner waren zwar scheinbar nicht wirklich am Umsatz interessiert aber sie hatten einer derartigen Übermacht von Ex-103ern nichts entgegen zu setzen.
So kamen die Leute, die sich entweder gar nicht kannten oder seit 10,20 oder mehr Jahren nicht mehr gesehen hatten, zusammen an eine Back. Nach Gesprächsthemen brauchte man nicht lange suchen. Es gab vieles neues(und altes) zu berichten und die ersten schwelgten schon wieder in Erinnerungen.
Die Runde wurde zunehmend größer und gegen 17:00h machten wir uns auf zu den Seglern.
Markus und Soenke waren den ganzen Nachmittag damit beschäftigt den Proviant einzuholen und wir machten, an der Banjaard angekommen, die ersten Proviantübernahmen. Die Kojenvergabe war rasch erledigt und jeder hatte am Schluss seinen Bock.
Die Albertha lag noch etwas hinter der Banjaard, wurde aber später längseits verholt und so lagen „unsere“ Segler schließlich im Päckchen. Immer wieder trafen Leute ein und die Gruppe wuchs weiter an.
Die Zapfanlage der Banjaard war bereits in vollem Einsatz und jedem Neuankömmling war ein kühles Bier, nach teilweise sehr langer Bahn- oder Autoanreise, sehr willkommen.
Markus beim Zapfen
Flaschbier on Pier
Volker und Manfred alias "Schnaubi" (ließ sich mal kurz blicken)
Was bereits in diesen ersten Stunden gelacht und geflachst wurde versprach ein tolles Wochenende. Jeder Optimismus sollte sich als völlig richtig erweisen.
Gegen 19:30h kam eine riesige Lieferung Pizzen an. Ich denke fast jede Geschmackrichtung war vorhanden. Die Leute bedienten sich eifrig. Pizza und Pils-was wollte man mehr? Markus hatte mal wieder ganze Arbeit geleistet.
v.l. Klaus , Gabriel , Jürgen , Michael
Zum Briefing durch die jeweiligen Skipper versammelten sich die Crew's in den Messen. Hier wurden wir informiert über grundsätzliche Abläufe an Bord sowie über die Geschichte des Schiffes. Der Skipper der Banjaard „Aard“ und seine Steuerfrau „Svenja“ stellten sich also kurz vor, hiessen uns Willkommen und erzählten ein wenig von ihrem bisherigen Werdegang, den Erwerb des Schiffes, diversen Umbauten etc.
Am Abend gab es nur noch ein kleines Problem zu lösen. Die Albertha, leider mit wenig Motorleistung ausgestattet, mußte so früh als möglich am Samstagmorgen Auslaufen um günstige Winde zu nutzen. Die Crew der Albertha hatte damit aber kein Problem und man entschloss sich zu Wecken um 05:00, Backen und Banken, Auslaufen um 06:00h.
Die Albertha Crew bei der Lagebesprechung
Die Crew der Albertha
Auf der Banjaard sollte alles ca. 1,5 Stunden später so ablaufen.
Die Crew der Banjaard
Eine weitere kurze Proviantübergabe erfolgte an die Albertha. Für frische Brötchen konnte so früh noch nicht gesorgt werden also wurde das frische Brot, was bereits auf beide Schiffe verteilt war, komplett an die Albertha übergeben. Ich möchte hier anmerken das ich zur Crew der Banjaard gehörte und somit nur aus dieser Sicht einen Bericht abgeben kann. Zu den Begebenheiten die sich während des Tages an Bord der Albertha zugetragen haben, wird bestimmt ein Mitglied dieser Crew im 103er-Forum etwas schreiben. Ich bitte um Verständnis.
Der Abend wurde weiter gesellig und lustig. Wie viele Geschichten nach dem Motto: Weisst du noch damals...Anekdoten und Erinnerungen wurden, teils mit mächtigen Lachern, erzählt und zum besten gegeben.
Um Mitternacht etwa lichteten sich die Reihen zusehends. Ein paar hartgesottene ließen es sich aber nicht nehmen. Sie wollten eine „Mittelwache“ durchziehen.
An dieser Stelle ein Lob an diese Mittelwächter.
So laut und stimmgewaltig, so feucht wie es auch zuging, am nächsten Morgen war die Messe, für das Frühstück aufgeklart und sauber.
Samstag 06.05.2006 06:00
Wecken auf der Banjaard.
Kurz nach dem Wecken war an Oberdeck nichts mehr von der Albertha zu sehen.
v.l. Paul, Jerry, Hajo
Die Crew der Banjaard bekam ein reichhaltiges Frühstück, mit allem was dazugehört.
Ich bin sicher das es der Albertha-Crew nicht weniger gut erging. Die Smuts Soenke und Patrik bekamen jedenfalls Bestnoten von ihrer Crew. (so wie unser Markus natürlich von uns)
Die Smuts der Albertha. v.l. Soenke und Patrik
07:30h Auslaufen der Banjaard aus Kiel, Fender einholen und mit Motorkraft ging es bis Höhe Kiel-Leuchtturm.
In dieser Zeit bekam die Crew von „Svenja“ die ersten Einweisungen zu Segel und Tauwerk, Masten, Bäumen usw. Svenja malte dazu an Oberdeck eine Kreidezeichung und erklärte die verschiedenen Segel und deren Bedienung.
Es wurden dann alsbald die Segel ausgepackt, und gesetzt. Hier fand sich auch gleich wieder die alte Kameradschaft , jeder für jeden.
Die "alte" Nato-Flagge war natürlich dabei.
Jeder packte mit an und auch wenn die wenigsten segelerprobt waren, verliefen diesen ersten Mannöver sehr rund. Sämtliches Tauwerk wurde klariert und ordentlich verstaut.
Der Wind frischte auf, die Maschine längst abgestellt, kam es wieder- das Gefühl mit der Nase im Wind auf See zu sein.
Das Gefühl „Ich bin der König der Welt“
Jerry (Sanmeister) an Bord der Albertha
Das Schiff hob und senkte sich wie eine unserer Ladys damals in der Biskaya oder auf dem großen Teich.
Dieser Schoner allerdings war ja rund 100 Meter kürzer als ein DDG und ein Wellengang den wir früher nicht mal wahrgenommen hätten, hatte zur Folge das es bei einigen Damen bereits zu weissen Nasen kam.
v.l. Theo, Thomas (Auge), Karin, Axel
Das Oberdeck lichtete sich also und man begann etwa gegen 11:00h damit die Zapfanlage wieder in Betrieb zu nehmen und einen Frühschoppen an Oberdeck zu beginnen.
Die Illusion einiger das wir die Albertha trotzdem noch einholen würden, nahm uns Skipper Aard aber schnell. Zitat: Die ist leichter und hat eine wesentlich größere Segelfläche. Keine Chance.
Frauenpower am Steuer!
Zwischendurch gab es immer was zu tun und Svenja, von eingen bereits scherzhaft „Schleifer“ genannt, wurde nicht müde die Jungs(und Mädels) anzutreiben, sich ein paar Leute hier zu holen und ein paar dort einzusetzen um Tauwerk und Segel zu klarieren.
"Schleifer" Svenja
Alles in allem ließ sie uns aber genug Zeit um dem stetigen Nachschub aus der Zapfanlage sowie den Gesprächen und Geschichten aus "alter Zeit" zu fröhnen.
„Foppe“ der Bordhund, ein älterer lieber Kerl, verkroch sich im Steuerhaus während wir auf See waren.
Ging es jedoch in die Nähe eines Hafens merkte er das sofort und plazierte sich sofort an Oberdeck mit Überblick.
"Foppe" hatte alles im Blick
Am frühen Nachmittag flaute der Wind ab und auch die leiseste Hoffung die Albertha noch zu kriegen war dahin. Diese Flaute kam allerdings unseren seekranken Ausfällen sehr zu gute. Markus hatte schon wieder in der Kombüse gezaubert und es wurde ein Nudeltopf gereicht.
Karin und Markus in der Kombüse
Lecker und etwas warmes in Händen und Bauch tat gut. So „hart“ wie wir auch sind, den ganzen Tag an Oberdeck, ein scharfer Wind, da kam schon ab und zu ein Frösteln auf.
Achtung, Bild ist gestellt. Markus wollte nur mal kurz an Oberdeck (Grins)
...und weil wir flexibel sind und immer gern Gäste dabei haben...hatten wir sogar unseren eigenen "Zivi"
Sascha alias "Billy Boy"...den Namen bekam er sofort verpasst als er die rote Kappe aufsetzte.
Die Gruppen, die sich immer wieder in verschiedenen Konstellationen an Oberdeck oder in der Messe bildeten, hatten noch immer jede Menge zu erzählen.
Hier prallten schließlich ganze Generationen von Ehemaligen 103ern aufeinander. Würde man diese Geschichten aus 30 Jahren Seefahrt aufschreiben, käme wohl ein sehr dickes Buch dabei heraus.
Am späten Nachmittag kamen auch wir endlich in Faaborg an. Das eigentliche Ziel Sonderborg wurde bereits am Vorabend gecancelt. Die Segler hätten Mühe gehabt bei ungünstigen Winden wieder aus der Sonderborger-Bucht herauszukommen. Kurz vor dem Faaborger-Hafen wurde die Lappen herunter geholt und bereits wieder mit den Schutzdecken versehen. Mit Maschine ging es ans Anlegemanöver.
Hans Joachim und Paul beim...ja wie heisst das doch noch.....?
Die Albertha lag, wie vermutet, bereits seit 1,5 Stunden an der Pier und einige hatten die Zeit genutzt um das kleine Hafenstädchen zu Fuss zu erkunden.
Einige „Albertha's“ waren aber vor Ort und waren bei Vor-und Achterleinen behilflich.
So legten wir uns vor die Albertha, wenigstens hier lagen wir mal bei unserer kleine Regatta vorn, wenn auch ohne Segel und festgemacht.
Gesammelt und Austausch der Tageserlebnisse, machten sich die Jungs gleich daran die Grill's aufzubauen und das Zubehör, eben Fleisch, Salate, Brot und Brötchen an Land zu schleppen.
Die D185er Jerry, Klaus, Soenke und Paul machten hier das „Feuer an“
Das anschließende Grillex war eine gelungene Sache. Fleisch und Bratwurst reichlich, ließen wir es uns schmecken. Zwischen großen Findlingen in der Nähe der Pier fand jeder Stuhl und Tisch.
Die Leute pendelten immer wieder zwischen Pier und Schiffen, gingen in die Messen der anderen Crew um einmal zu schauen wie diese ausgestattet und untergebracht waren. Das wackelige Gefühl einiger „Ausfälle“ vom Mittag ließ auch bald nach. Nach dem Grillex, es dauerte ca. 2 Stunden, wurde aufgeklart und es ging an Bord zurück. Hier war auf der Banjaard zwischen Oberdeck und Steuerhaus bereits ein Sonnen/Regensegel gespannt und so entstand gleich wieder eine gemütliche Atmosphäre.
Alles war satt, zufrieden und entspannt beim gemütlichen „Zapfen“
Es wurde eine Tombola vorbereitet, mit den Mitbringseln der Segler. Jeder sollte irgendwas aus seiner Heimatregion mitbringen.
v.l. T.Augstein, Fank Mewes (Action II )
Wurst, Wein, Sekt, Honig und und und... Den Vogel abgeschossen hat aber wohl Action II mit einem Geweihabwurf eines Rothirsches aus dem Reinhardswald. Eine tolle Idee.
Das Teil war wirklich gewaltig und einige haben wohl beim Anschauen der Preise schon das große Fracksausen bekommen und daran gedacht, daß sie dieses Ding mit durch Züge schleppen oder im viel zu kleinen Kofferraum auf der Heimfahrt unterbringen müssen.
Das Geweih hat letzlich „Auge“ gewonnen und sein Kofferaum war groß genug.
"Auge" mit Geweih
Insiderinfos zufolge war er richtig scharf auf das Ding und will es auf einem Mopedtreffen als Kopfschmuck tragen. Den Fotobeweis, so hat er versprochen, will er hier einstellen. Die Tombola war ein voller Erfolg. Wir hatten insgesamt 148 Lose zu vergeben, einhundert davon waren Nieten.(Beim Falten und Tackern der Lose waren mir Jürgen und Michael sehr behilflich, dickes Danke dafür)
Michael und Jürgen als "Gruppe vom Dienst" beim Aufklaren der Kombüse
Die Leute haben dann kräftig gekauft und der Preis von 1 Euro pro Los wurde von allen meist aufgestockt.
Zitat: hier hast 5 Euro, gib mir 3 Lose!
Der Lostopf war natürlich ein original. Eine Tellermine der Rommel, zu Verfügung gestellt von Andre.
v.l. Uwe, Thomas, Andre
Norbert, der die Lümmelshirts bedrucken ließ und mitbrachte, verkaufte während und nach der Tombola die Shirts zum Stückpreis von 15 Euro.
So blieb auch hier eine Menge für den guten Zweck übrig.
Norbert und Thomas (Auge)
Nach Auszählung der Erlöse konnten wir Sanmeister Jerry stolz vermelden das wir rund 330 Euro als Spende für das Kinderheim, bei dem die Lütjens als Pate fungiert, gesammelt hatten.
In einer kleinen Übergabezeremonie(ich hab mir den Arsch abgefroren weil ich nur das Shirt anhatte) übergab ich Jerry das Geld auf der Pier, die kompletten Crews im Hintergrund auf der Banjaard versammelt.
v.l. Jürgen und Jerry
Ich denke wir können stolz sein, nicht nur ein schönes Wochenende erlebt zu haben sondern auch ein kleines bisschen dazu beizutragen diesen Kindern zu helfen.
All das wurde fotografiert und geflimt von Hans-Joachim, einem engagierten Videofilmer der ,wie ich auf der Banjaard, auf der Albertha dieses Wochenende in Ton und Bild festgehalten hat.
Das Auslaufen am Sonntagmorgen verlief reibungslos.
Das Backen und Banken wurde wieder so reichlich wie am Samstag. Alles war vorhanden und wir griffen zu.
Das Wetter am Sonntag war ähnlich wie am Vortag. Kalter Wind, leichte See und leider bewölkt. Die Sonne hielt sich zurück aber das war auch das einzige was man an diesem Wochenende bemängeln konnte.
Die Stimmung war wieder hervorragend. Die Segel wurden gesetzt und alles lief wie von selbst. Wir waren ja jetzt schon echte, hartgesottene und erfahrene Segler auf einem Schoner.
Danny...und andere
Klaus und Paul bei der Arbeit
Gegen 13:00 hatte Markus wieder eine Mahlzeit fertig.(war der eigentlich mal an Oberdeck ? ) Spagetti-Carbonara. Einfach lecker, die Messe war gut besucht. Einen frischen Salat gab es obendrein. Jetzt kam der Zeitpunkt wo die Jungs wieder Durst bekamen. Wir hatten nur ein Problem, es gab nur noch 30 Liter Fässer. Ein 30er hätten wir aber nicht mehr bis zum Einlaufen in Kiel am frühen Abend geschafft, viele mußten fahren, waren also mit dem Auto unterwegs und hätten sich allenfalls ein Bier gegönnt.
So mußte ein Tombolapreis von „Gabi“ (Gabriel) herhalten. Ein 5 Liter Partyfass Krombacher.
Michael mit dem "erbeuteten" Fass
Das war jedoch wieder sehr schnell gelenzt und wir schauten mit sehnsüchtigen Augen auf die Albertha die ca. 800 Meter achteraus lief. Die hatten Flaschbier an Bord. Wir nicht.
Am Nachmittag war man sich einig. Sollte die Albertha aufkommen so würden wir sie entern. Kurze Zeit später war uns klar, die Albertha würde den Teufel tun und uns passieren um die Regatta nach Kiel zu gewinnen. „Die“ wollten uns ärgern und verdursten lassen.
v.l. Patrik, Andre, Volker und Klaus
Natürlich ist das alles Kappes was ich eben geschrieben habe aber das beweist das eine Zapfanlage nicht immer Vorteile bringt.
17:30h Passieren Laboe
Wir haben kurz danach in Kiel festgemacht. Die Albertha, abgefallen kam etwa 20 Minuten später an. Unser Skipper war eben mutig und ist unter Segeln bis fast nach Holtenau gefahren. Die Skipperin der Albertha ließ schon vor Kiel-Leuchturm die Lappen reffen, daher das etwas später Einlaufen.
Die Albertha machte längseits fest und wir begannen mit dem Löschen der diversen Restbestände. Eine Kette wurde gebildet und es ging wieder Hand in Hand.
Den schwierigsten Job hatte aber letztlich wieder Markus. Er mußte das Zeug wieder von der Pier abfahren.
Die Segler verabschiedeten sich und jeder ging die Heimfahrt an, mit dem guten Gefühl wirklich mal wieder was erlebt zu haben, nette Leute und alte Kameraden getroffen zu haben. Spass und Erlebnis standen im Vordergrund. Das, glaube ich, ist uns allen zusammen gelungen.
mit kameradschaftlichem Gruß Ölfuss